... gründete 1990 mit vier Studienkollegen die iSYS Gesellschaft für Informationssysteme, seine erste GmbH. Mit einem Partner gründete er 1996 die iSYS Software GmbH, der er auch nach seiner Berufung bis 2021 als Geschäftsführer verbunden blieb. Seit 2002 lehrt er hauptberuflich Wirtschaftsinformatik mit Schwerpunkt Verteilte Systeme an der Hochschule München und hat seit 2021 eine Forschungsprofessur inne. An der Hochschule hat er das Competence Center Wirtschaftsinformatik und den Studiengang Wirtschaftsinformatik und auch das Forschungsinstitut IAMLIS maßgeblich aufgebaut.
Interview und Autor: Stefan H. Poleck
Sie haben bereits 1990 Ihr erstes Unternehmen gegründet. Was hat Ihnen damals besonders geholfen?
Ich habe das nicht allein gestemmt, sondern wir waren zu fünft. Uns war wichtig, solide und unabhängig von Banken zu sein. Anfangs haben wir uns wenig ausbezahlt und eine Kapitalbasis geschaffen, um Wachstum selbst zu finanzieren. Unsere gemeinsamen Werte waren entscheidend für unseren Erfolg – und die Tatsache, dass wir uns gut kannten und vertrauten.
Was waren Ihre größten Herausforderungen?
Viele glauben, die IT sei eine Goldgrube. Es ist aber auch ein heiß umkämpfter Markt, der harte Arbeit und einiges an Geduld erfordert. Als Unternehmen für maßgeschneiderte Software konzentrieren wir uns darauf, eigenfinanziert zu wachsen. Der Weg zum Erfolg braucht Zeit: Es gilt, eine kritische Betriebsgröße zu erreichen, um ernst genommen zu werden, damit man auch größere Projekte gewinnt. Sechs bis sieben Jahre dauerte es, bis wir 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hatten.
Gibt es ein Projekt, an das Sie besonders gern zurückdenken?
Herausragend war auf jeden Fall der Aufbau einer kompletten E-Business-Plattform für einen bayerischen Großhändler um die 2000. Wir entwickelten dazu auch einen B2B-Onlineshop mit Artikelverwaltung und Integration in das Enterprise-Resource-Planning-System des Kunden, mit dem wir bis heute zusammenarbeiten. Im Jahr 2002 haben Sie an der Hochschule München die Professur für Verteilte Systeme erhalten.
Wie kam es zur Idee, sich in diese Richtung zu orientieren?
Ich wollte immer in der Hochschullehre tätig werden. Es macht mir einfach Spaß, Wissen auf eine unterhaltsame Weise zu vermitteln. Dass ich damit meine Arbeit in Unternehmen und Hochschule verbinde, haben unsere damalige Präsidentin Marion Schick sowie auch ihre Nachfolger Michael Kortstock und Martin Leitner unterstützt.
Wie haben Sie die Balance zwischen Hochschule und Unternehmen gefunden?
Ich durfte meine Geschäftsleitung mit reduzierten Aufgaben als Nebentätigkeit fortführen. Ich habe dank der Vertrauenskultur in unserem Unternehmen vieles delegieren können. Lehre, Forschung, Netzwerken und Nebentätigkeit erfordern mehr als 40 Stunden, führten aber dank Synergieeffekten auch zu Zeitersparnis.
Wie hat sich Ihre Praxistätigkeit auf Ihre Lehre ausgewirkt?
Ich habe meine Ziele in Hochschullehre und Praxis erreicht: unterrichten, forschen und Erfahrungen aus Projekten vermitteln. Die Kontakte, die ich in der Firma geknüpft habe, kamen der Hochschule zugute. Ich habe mit Studierenden viele Unternehmen besucht, Rechenzentren besichtigt sowie unternehmensrelevante Kongresse und Fachkonferenzen begleitet, gemeinsame anwendungsnahe Forschungsprojekte initiiert und viele praxisnahe Abschluss- und Studienarbeiten sowie auch einige Promotionen initiiert und begleitet. So konnten Studierende ihre wissenschaftlichen Arbeiten gleich nutzen, um in Unternehmen rein-zuschnuppern. Viele haben dadurch ihren ersten Job nach dem Studium gefunden. Auch habe ich viele Lehr- beauftragte aus der Praxis für unsere Studiengänge begeistern können.
Warum arbeiten nicht mehr Professorinnen und Professoren umfangreicher mit der Wirtschaft zusammen?
Es gibt viele Gründe und es hängt auch von den Hochschulen ab. Viele konzentrieren sich ganz auf die Lehre. In München sind mindestens fünf Jahre Praxis vor einer Berufung üblich und vielleicht haben manche auch einfach von anstrengenden Projekten in der Industrie die Nase voll. Unsere Hochschulleitung unterstützt den intensiven Praxisaustausch, weil Kontakte für Forschung und Drittmittel wichtig sind. Es gibt aber durchaus noch Stellschrauben, um die Zusammenarbeit interessanter zu machen.
Welche sind das?
Die Grenzen für Nebentätigkeit sind zeitlich wie finanziell eng. Da könnte der Gesetzgeber etwas tun. Mehr Freiräume als ein Tag pro Woche und höhere Verdienstgrenzen wären motivierend. Wer in der Wirtschaft besser bezahlt wird, sollte das auch verdienen dürfen. Es darf natürlich nicht sein, dass man die Hochschule damit vernachlässigt. Um dem entgegenzuwirken, wird in München das Qualitätsniveau regelmäßig von Studierenden evaluiert. Man bekommt dadurch schnell und direkt mit, wenn etwas nicht passt. Anfangs braucht es aber vor allem etwas Vertrauensvorschuss, auch durch die Hochschulleitung.
Was für Feedback bekommen Sie von Studierenden, die merken, dass Professor Mandl auch noch Geschäftsführer ist?
In den Evaluationen werden meine praktischen Erfahrungen positiv erwähnt und als hilfreich gewertet, weil sie meine Lehre untermauerten. Ich denke, es wird sehr geschätzt, wenn man auch vermitteln kann, dass Stoff, den man unterrichtet, auch wirklich in der Praxis benötigt wird. Und ich werde oft nach passenden Jobs gefragt.
Was raten Sie Informatikerinnen und Informatikern, die einen ähnlichen Weg gehen wollen?
Nach dem Abschluss sollte man sich frühzeitig Gedanken machen, ob man an einer Hochschule arbeiten möchte. Danach wäre meine Empfehlung, mindestens fünf Jahre in lehrreichen Projekten zu arbeiten. Wer eine Professur anstrebt, sollte zudem weiter veröffentlichen und ein Netzwerk aufbauen. In München gibt es ein Tandem-Programm für Promovierende. Die Nebentätigkeit sollte man dann bald aufnehmen. Wenn man gründen möchte: Kunden akquirieren, unabhängig werden. Man kann gut verdienen und muss nicht sofort reich werden. Das ist aber kein Patentrezept, sondern meine Erfahrung. Was mir immer besonders geholfen hat, ist, dass wir im Unternehmen auf offene Kommunikation und konstruktiven Umgang mit Fehlern setzen – das ist auch etwas, das ich meinen Studierenden mitgeben möchte.
© Stefan H. Poleck
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