Prof. Dr. Christopher Rentrop

... wurde 2007 als Professor für Wirtschaftsinformatik mit den Schwerpunkten Finanzwesen und Controlling an die Hochschule Konstanz berufen. 2015 gründet er die BITCO³ GmbH, ein Beratungsunternehmen für unternehmerische Steuerung der IT auf wissenschaftlicher Basis. Darüber hinaus ist er Studiengangsleiter für den Masterstudiengang Business Information Technology an der Fakultät für Informatik.

Interview und Autor: Stefan H. Poleck

Wie kam es zur Gründung Ihres Unternehmens?

Als Ausgründung aus der Hochschule haben wir unsere Themen zunächst intern mit wissenschaftlichen Mitarbeitern erarbeitet. Auslaufende Finanzierungen bzw. der Abschluss der Promotionen führten zur Frage: was machen wir jetzt? Unsere anwendungsorientierte Forschung hat vieles ergeben, was für Unternehmen großen Nutzen bietet. So habe ich dann gemeinsam mit den Doktoranden entschieden, ein Unternehmen zu gründen. 

Was waren Ihre ersten Schritte?

Zunächst die Kundenakquise, weil wir eine sehr erklärungsbedürftige Beratungsleistung anbieten. Vielen Unternehmen ist nicht bewusst, dass die eigene IT zwar gewachsen ist, aber nicht die heutigen, funktionalen Anforderungen erfüllt. Die Kunst ist, unsere Themen, in die Breite zu tragen und von unserem Mehrwert zu überzeugen. Auch das Thema Schatten-IT ist einfach vielen nicht bekannt. So begleiten wir vom Kennen des Begriffs zum Verstehen und letztendlich zum gemeinsamen Handeln.

Was hat Ihnen am meisten geholfen?

Vor allem mein eigener Werdegang. Ich habe gelernt, wie man Unternehmen gründet, es führt, wie man Rechnungswesen und Administration effizient erledigt. Das unterrichte ich ja auch. Dieser erste Schritt war nicht so schwierig.

Was waren Ihre größten Herausforderungen?

Ich komme nicht aus dem Marketing. Meine Herausforderung war es, Verkäufer zu werden. Mit einem beratungsintensiven Thema an der Schnittstelle zwischen den Fachbereichen und der IT, welches meist nicht bewusst wahrgenommen wird. Die IT funktioniert ja, nur eben nicht optimal im Sinne des Fachbereiches. Unser Ziel ist es, dieses wichtige, aber aus Kundensicht meist nicht „brennende“ Thema auf den Tisch der Geschäftsleitung zu bekommen. Viele Unternehmen managen ihre IT wie in den 2000ern. Wir sind über 20 Jahre weiter, IT hat einen völlig anderen Stellenwert und muss entsprechend gemanagt werden. Unsere Beratung reduziert Fehlinvestitionen und wir begleiten von politischen Kämpfen hin zu effizienterem IT-Einsatz. Es geht darum, wer die Verantwortung für den Produktionsfaktor IT trägt.

Was waren Ihre spannendsten Projekte?

Es ist immer wieder spannend, diesen Spagat, zwischen sehr kleinen Unternehmen, vielleicht 100 Leuten und großen Konzernen, weit über 30.000 Leute, zu schaffen. Andere Formen von Bürokratie, aber sehr viele Grundsatzfragen sind trotzdem gleich. Und das finde ich persönlich spannend, weil es zeigt, dass es grundlegende Wahrheiten gibt, die unabhängig von Branche und Unternehmensgröße existieren.

Was hebt Ihr Unternehmen ab?

Wir sind inhaltlich getrieben, weil wir aus der Forschung kommen: die unternehmerische Führung der IT. Deshalb haben wir auch die Zeit, uns ausführlicher mit Methoden und Ansätze zu beschäftigen. So kommen wir auf wissenschaftlicher Basis zügig zu passenden Praxis-Lösungen.

Wie finden Sie Balance zwischen Hochschule und Unternehmen?

Lehre geht vor, egal wie spannend die Projekte sind! Speziell in unserem Fall überschneidet sich Forschung stark mit unserer Beratung in der Praxis. So entsteht viel Synergie. Daher ist Balance aus meiner Sicht einfach, wenn man Lehrverpflichtung und akademische Selbstverwaltung als Priorität setzt. Es hilft natürlich sehr, dass unsere Mitarbeiter viel Erfahrung haben und operativ selbständig arbeiten. Das erhöht Freiheit und Flexibilität, Sachen miteinander zu kombinieren.

Welche Auswirkungen hat Ihre Praxistätigkeit auf Ihre Lehre?

Sie liefert eine breite Vielfalt aktueller Beispiele. Weil wir in der Beratungspraxis bearbeiten, was Inhalt unserer Masterstudiengänge ist. So kann ich in Vorlesungen zu IT-Strategie und IT-Governance anonymisiert aus den Projekten berichten. Was CIOs mir erzählen, welche Herausforderungen es in der Praxis gibt - absolut bereichernd. In den Lehrevaluationen wird von den Studierenden immer positiv erwähnt wird, wie viele praktische Beispiele ich einbringe.

Aus welchen Gründen arbeiten nicht mehr ProfessorInnen umfangreicher mit der Wirtschaft zusammen?

Ich kenne die Motive der Kollegen nicht so genau. An meiner Hochschule sind es schon einige, die auch mit der Praxis kooperieren, daher bin ich vielleicht der Falsche, um diese Frage zu beantworten.

Was muss sich ändern, damit mehr ProfessorInnen diesen Schritt wagen?

Es hat mit der Selbstverständlichkeit zu tun, ob das als etwas Exotisches wahrgenommen wird. Oder ob der Austausch nach Forschung, Lehre, Praxis zur gelebten Kultur gehört. Kollegen, die sich betriebswirtschaftlich nicht so sicher fühlen könnten Organisationen wie beispielsweise Steinbeis nutzen. Ansonsten, glaube ich, sind die fachlichen Grundlagen und gute Ideen da. Es ist dann einfach eine Kulturfrage, es in die Praxis umzusetzen.

Was wären Ihre wichtigsten Tipps für Studierende, Promovierende und ProfessorInnen, die zwischen Hochschule und Wirtschaft unternehmerisch tätig werden wollen?

Einfach machen. Es gibt unheimlich viele Institutionen, bei denen man Hilfe und Support bekommt: Gründerzentren an den Hochschulen, Start-up-Schools und so weiter. Die Infrastruktur ist da und wir sollten einfach weniger Angst haben. Einfach wagen, denn es macht sehr viel Spaß!

Welches Feedback bekommen Sie von Studierenden, wenn die erfahren, dass Sie unternehmerisch tätig sind?

Positive Rückmeldungen. Es steigert das Vertrauen in meine Lehre, weil ich aus dem echten Leben berichte. Das mit dem Unternehmerischen würde ich nicht so hoch hängen, weil es von den Studierenden erstmal gar nicht wahrgenommen wird, ob das jetzt meine Firma ist oder wie ich mit den Unternehmen zusammenarbeite.

 

Zur Entwicklung innovativer Lösungen bietet die HTWG Hochschule Konstanz vielfältige Kooperationsmöglichkeiten. Interessierte Unternehmen wenden sich bitte an:

HTWG Hochschule Konstanz Technik, Wirtschaft und Gestaltung

Referat Forschung und Transfer, transfer@htwg-konstanz.de

www.forschung.htwg-konstanz.de

 

© Stefan H. Poleck

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