Prof. Dr. Wolfgang Kratsch

... gründete 2020 noch während seiner Promotion die credium GmbH (KI-gestützte Analyse von Gebäudeinformationen) mit. 2021 beteiligte er sich an der Gründung des Center for Process Intelligence unter dem Dach der Fraunhofer-Gesellschaft. Seit 2023 ist er Professor für angewandte künstliche Intelligenz an der Technischen Hochschule Augsburg sowie Direktor am FIM Forschungsinstitut für Informationsmanagement und Gruppenleiter am Institutsteil Wirtschaftsinformatik des Fraunhofer FIT. Er tritt für mehr Kommunikation und Kooperation zwischen Hochschule und Wirtschaft ein.

Interview und Autor: Stefan H. Poleck

Wie ist es zur Gründung Ihres Unternehmens gekommen?

Meine beiden Mitgründer haben schon während ihrer Promotionen an einem tragfähigen Geschäftsmodell gearbeitet. Geholfen hat auch ein spezielles Fraunhofer-Programm, das die Tätigkeit über die Promotion hinaus sichert und gleichzeitig die Arbeit an der Startup-Idee ermöglicht. In dieser Phase bin ich dazu gekommen, weil die Kollegen mehr KI- & Data-Science-Kompetenz benötigten. Über die verschiedenen Projekte zeichnete sich die Gründung immer deutlicher ab. Wir sind dann mit GmbH und Exist-Gründerstipendium durchgestartet.

Was waren Ihre ersten Schritte? 

Meine beiden Mitgründer haben schon während ihrer Promotionen an einem tragfähigen Geschäftsmodell gearbeitet. Geholfen hat auch ein spezielles Fraunhofer-Programm, das die Tätigkeit über die Promotion hinaus sichert und gleichzeitig die Arbeit an der Startup-Idee ermöglicht. In dieser Phase bin ich dazu gekommen, weil die Kollegen mehr KI- & Data-Science-Kompetenz benötigten. Über die verschiedenen Projekte zeichnete sich die Gründung immer deutlicher ab. Wir sind dann mit GmbH und Exist-Gründerstipendium durchgestartet.

Was hat Ihnen sonst noch geholfen?

Wir hatten sehr viel Unterstützung von unterschiedlichen Seiten. Von der Reichweite und bestehenden Kontakten von Fraunhofer haben wir ebenso profitiert wie von deren AHEAD-Programm für Pre-Seed-Investments. Ebenso von der Technischen Hochschule Augsburg, dort insbesondere das Gründercoaching von Funkenwerk.

Was waren Ihre größten Herausforderungen?

Wir waren eine echte „Corona-Gründung“. So hatten wir mit Budget-Kürzungen und ganz ausfallenden Projekten zu kämpfen. Hinzu kam, dass wir wegen social distancing vollständig remote gearbeitet haben. So ist es uns gelungen, vom Start weg eine ganz spezifische Kultur aufzubauen.

Was waren die spannendsten Projekte?

Da war das erste große Projekt für einen großen Immobilienfinanzierer zusammen mit Fraunhofer und internationalen Tech-Konzernen. Dank diesen großen Partnern konnten wir als kleines Start-up eine Bank von unserer innovativen Vorgehensweise bei der Immobilien-Analyse überzeugen. Hier haben wir am meisten gelernt. Weitere Projekte waren Kommunen, die den energetischen Zustand des Gebäudebestandes erfassen wollten, um das CO2-Einsparpotential abzuschätzen. Anfangs lagen extrem wenig Daten vor, wo welche Potentiale schlummern. Da wurden dann schon mal alle Gebäudeeigentümer einer Gemeinde angeschrieben. Deren Rückmeldungen waren für uns sehr wertvoll.

Wie kam es zur Idee, 2023 wieder an die Hochschule zu wechseln?

Es war ein glücklicher Zufall, dass genau eine für mein Kompetenz-Spektrum passende Professur an der TH Augsburg ausgeschrieben wurde und ich gleichzeitig in Augsburg wohne. Das hat für mich privat wie geschäftlich einfach gepasst. Das Credium-Team war schon erfahren genug, dass ich mich entsprechend zurücknehmen konnte. Durch die Nähe entstehen viele Synergien wie gemeinsame Förderprojekte und vielleicht auch gemeinsame Promotionen, von denen Hochschule wie Firma gleichermaßen profitieren.

Wie finden Sie Balance zwischen Hochschule und Unternehmen? 

Das ist manchmal tatsächlich eine Herausforderung. Ich habe das Glück, dass diese Professur, wie sie auch ausgeschrieben war, sehr nahe an meinem Profil ist. Dank dieser Passung harmonisiert alles sehr gut und die Synergien ermöglichen, viel zu bewältigen.

Welche Auswirkungen hat Ihre unternehmerische Praxis auf Ihre Lehre?

Ich kann sehr viele Praxis-Beispiele einbringen. Bei Fallstudien ebenso wie bei Data Analytics. Wir arbeiten auch mit modifizierten Datensätzen der Credium GmbH. Aber eben alles aus „der echten Welt“. Die Studierenden schätzen es, nicht den x-ten Beispiel-Datensatz ohne Praxisbezug bearbeiten zu müssen.

Aus welchen Gründen arbeiten nicht mehr Professoren intensiver mit der Wirtschaft zusammen?

Eine gute Frage. Das hängt eng mit der persönlichen Vorliebe bzw. von der Vorstellung von einer Professur ab. Die klassische Vorstellung ist u.a. unabhängig forschen. Ist die Praxis eine Gefahr für die Unabhängigkeit? Wie tariert man das aus? Manche KollegInnen halten sich da vielleicht zurück. Und natürlich der Zielkonflikt: das Lehrdeputat hat Vorrang, wie viel Zeit bleibt für Praxis-Tätigkeit.

Was wären Ihre Tipps für Studierende, Promovierende, jüngere Professoren? 

Projektarbeiten sind immer ein guter Anfang, am besten mit Praxis-Partnern. Ebenso bei Abschlussarbeiten und auf der Forschungsseite. Aus solchen Arbeiten kann sich auch mehr ergeben. Nicht nur Schriftstücke erstellen, die dann „nur“ im Container landen. Bessere Lösungen entstehen durch das Mindset, etwas Bleibendes entwickeln zu wollen, mehr zu hinterfragen und Feedback einzusammeln. Der hohe Anwendungsbezug an Hochschulen macht es natürlich leichter, weil wir schon im Ansatz daran denken, wie die Dinge in der Praxis funktionieren. Entscheidend ist, mit Unternehmen, also den potenziellen Kunden zu sprechen. Genau hier könnte noch viel mehr passieren: z.B. durch mehr Kommunikation, abfragen, was genau gebraucht wird.

Was für ein Feedback bekommen Sie von Studierenden, wenn die mitbekommen, dass sie auch Unternehmer sind?

Viele Studierende finden es sehr interessant und können es zunächst nicht ganz einordnen. Deswegen erkläre ich viel, warum das gemeinsam funktioniert und sinnvoll ist. Die Studierenden finden es toll, wenn ich Beispiele der Credium GmbH einbringe, von Projekt-Erfahrungen oder Zukunftsplänen erzähle. Letztere sind nicht immer wichtig genug, um sie mit internen Ressourcen anzugehen, eignen sich aber sehr gut als Übungs-Projekte in der Hochschule.

© Stefan H. Poleck

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